Luxemburg, 2. Februar. 2004 – Am 6. Februar jährt sich das Jahrhundertbeben in der Türkei und Nordwestsyrien zum ersten Mal. In den am stärksten betroffenen Regionen stehen immer noch zehntausende Familien vor dem Nichts. Temperaturen um den Gefrierpunkt und die ausbleibende Finanzierung humanitärer Hilfe üben enormen Druck auf die Menschen vor Ort aus. Der humanitäre Bedarfsplan der Vereinten Nationen für Syrien, sah für das vergangene Jahr 5,41 Milliarden US-Dollar vor, wurde jedoch nur zu rund einem Drittel finanziert. Ähnlich stellt sich die Lage für die Erdbebengebiete in der Türkei dar. Weitere finanzielle Unterstützung ist dringend notwendig.
„In der Türkei sind die Folgen der verheerenden Erdbeben nach wie vor deutlich spürbar. Türkische und syrische Gemeinden leben unter sehr schwierigen Bedingungen. Viele campieren in kargen Containern oder in nicht winterfesten Unterkünften in der Nähe ihrer zerstörten Häuser. Unzählige Menschen haben kaum Zugang zu lebensnotwendigen Gütern wie Trinkwasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung, was ihre Situation besonders prekär macht", sagt Rishana Haniffa, Direktorin von CARE Türkei. „Die internationale Gebergemeinschaft muss die andauernden Auswirkungen des Erdbebens und langfristigen Risiken für die Türkei und Syrien umgehend ernst nehmen. Ohne ausreichende Finanzierung wird die humanitäre Not weiter eskalieren.“
In Hatay, der am stärksten betroffenen Region in der Türkei, stellen die andauernde Wasserknappheit und fehlende sanitäre Einrichtungen erhebliche Gesundheitsrisiken dar. Dies gilt insbesondere für kleine Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Ferner sind viele Zufahrtsstraßen auch ein Jahr später immer noch nicht passierbar.
Im Nordwesten Syriens leiden die Gemeinden an der schlechten humanitären Versorgung und der erneuten gravierenden Eskalation der Gewalt. Die Lage der mehr als vier Millionen Menschen in der Region verschlechtert sich zusehends.
„Nach den Erdbeben vor einem Jahr kam es zu anhaltender Nahrungsmittelknappheit und einem starken Anstieg der Preise, dies führte dazu, dass vier von fünf Syrerinnen und Syrer im Nordwesten des Landes Hunger leiden mussten“, sagt Haniffa. „Im vergangenen Jahr wurde auch die stärkste Eskalation der Feindseligkeiten der letzten vier Jahre in Nordwestsyrien verzeichnet. Ausbleibende finanzielle Unterstützung zwingt humanitäre Organisationen, darunter auch CARE, in diesem Winter, ihre Unterstützung zu priorisieren und besonders Bedürftigen zuerst zu helfen.“
Im vergangenen Jahr erreichte CARE in Nordwestensyrien 42.000 Haushalte mit Lebensmittelgutscheinen und Bargeldhilfe sowie 9.000 Haushalte mit Fertiggerichten. Aufgrund der Förderkürzungen werden diese Zahlen im Jahr 2024 deutlich geringer ausfallen. Voraussichtlich werden nur noch 21.000 Menschen Lebensmittelgutscheine sowie 83 Prozent weniger Haushalte Fertiggerichte erhalten. In der Türkei steht die humanitäre Hilfe vor ähnlichen Finanzierungsproblemen.
Dank der Unterstützung der Spender, Unternehmen, der Europäischen Investitionsbank und der luxemburgischen Regierung konnte CARE Luxemburg 10 930 Menschen in der Türkei und 12.582 Personen in Nordwestsyrien mit Nothilfe versorgen.