Neuer CARE-Bericht: Zehn Krisen, von denen Sie 2016 nichts gehört haben

Not in der Tschadsee-Region, in Madagaskar und Nordkorea fernab der Schlagzeilen / Geteilte Verantwortung von Medien, Politik und Hilfsorganisationen, Öffentlichkeit herzustellen

Genf/Luxemburg, 17. Januar 2017. Die internationale Hilfsorganisation CARE hat in einem heute veröffentlichten Bericht untersucht, welche humanitären Krisen und Naturkatastrophen im vergangenen Jahr die geringste mediale Berichterstattung erhalten haben. Die Analyse „Suffering in Silence: The 10 most underreported crises in 2016“ ergab, dass die Nahrungskrisen in Eritrea, Madagaskar und Nordkorea 2016 am wenigsten Berichterstattung erhielten. Ebenfalls unter den Top Ten sind die Nahrungskrise in Papua-Neuguinea, die Konflikte in Burundi, der Tschadsee-Region, der Demokratischen Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und dem Sudan, sowie Überschwemmungen in Bangladesch.

„2016 war ohne Zweifel ein unruhiges Jahr und ein Jahr der humanitären Tragödien und Katastrophen. Dabei gab es weltweit zahlreiche humanitäre Krisen, die es nicht in die Nachrichten schafften. Häufig wurden sie von anderen Katastrophen und Schlagzeilen verdrängt. Oft gab es schlicht kaum Zugang für Journalisten oder es fehlte vermeintlich am Interesse an der Region oder dem Konflikt. Mit diesem Bericht möchte CARE daran erinnern, dass jede Krise Öffentlichkeit verdient“, erklärt Frédéric Haupert, Direktor von CARE Luxemburg.

CARE hat über 30 Naturkatastrophen und Konflikte aus dem Jahr 2016 analysiert, unter denen mindestens eine Million Menschen gelitten haben. Dabei wurden mehr als 250.000 französische, englische und deutsche Onlinemedien dahingehend ausgewertet, wie häufig über diese Krisen 2016 berichtet wurde.

Die mediale Aufmerksamkeit für eine Krise hat einen hohen Einfluss auf politisches und gesellschaftliches Engagement und die Spendenbereitschaft. „Die Medien haben mit ihrer Berichterstattung ein wichtiges Werkzeug in der Hand, um Krisen auf die öffentliche Agenda zu bringen, politisches Handeln anzumahnen und den Hilfsbedarf darzustellen“, so Haupert. „Gleichzeitig sollte die Politik sich nicht nur von Schlagzeilen leiten lassen. Häufig beschäftigen sich Politiker mit sichtbaren, uns nahen Krisen, um Handlungsfähigkeit gegenüber ihren Wählern zu demonstrieren. Die humanitären Krisen, über die CARE in diesem Bericht schreibt, wurden nicht einfach vergessen. Sie werden bei voller Kenntnis ignoriert und vernachlässigt.“

Gleichzeitig sieht CARE auch Hilfsorganisationen in der Verantwortung, immer wieder auch vergessene Krisen zu kommunizieren. Frédéric Haupert: „Es ist ganz klar auch unsere Verantwortung, dass wir nicht ausschließlich auf Schlagzeilen und mediales Interesse reagieren, sondern in unserer Öffentlichkeitsarbeit immer wieder über Krisen sprechen, von denen sonst nicht berichtet wird – und für die zu wenig Unterstützung zur Verfügung gestellt wird. CARE Luxemburg kann sich dank der luxemburgischen Spender und der Förderung der hiesigen Regierung teilweise der operativen humanitären Verantwortung der Krisen stellen. Neben den großen Hilfsprojekten für Naturkatstrophen und die weithin sichtbaren Konflikte in Syrien und im Irak, wollen wir vor allem die Tschadsee-Region und Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik unterstützen. Aber wir müssen auch die Öffentlichkeit mehr über die vergessenen stillen Krisen informieren.“

CARE ruft zu Spenden auf.

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Betreff: Vergessene Krisen

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